Ich bin kein Schriftsteller, aber …
Ich bin ja weder Historiker noch Geograph – wie ich hier schon erklärt habe. Und Schriftsteller bin ich eigentlich auch nicht.
Wenn ich als „Schriftsteller“ vorgestellt werde, ist es mir nicht unangenehm, aber ich korrigiere es doch meistens zu „Autor“, was üblicherweise der Überbegriff für die literarischen und – na ja, wie sagt man es? – eben die nicht-literarischen Schreiber ist. Die Frage hat mich aber zu einer kleinen Spurensuche angeregt:
Ich schreibe weder Gedichte noch Romane, keine Erzählungen oder Dramen. Was am ehesten in den Bereich der Literatur geht, sind die meist autobiographischen Essays, die dann hier auf die Website kommen, außerdem einige Gelegenheitsarbeiten wie die Satire über die Unterwassergrenze im Untersee.
Als künftiger Schriftsteller habe ich mich in meinen Jugendjahren verstanden, also in der Oberstufe, während dem Zivildienst und dem Grundstudium. In dieser Zeit habe ich vor allem Gedichte (in Versen oder ungereimt) und Aphorismen geschrieben. Eines der Gedichte, ein naturphilosophisches, wurde auch in der 12. Klasse im Deutschunterricht behandelt. Und ein „Prosagedicht“ wurde 1976 in der Anthologie „Federkrieg“ mit antimilitaristischen Texten veröffentlicht – es hatte das Thema, dass ich am nächsten Tag vielleicht individuell das mache, was Soldaten kollektiv und in der Masse tun.
Schon als Gymnasiast hatte ich das „Ulcus Molle Info“ abonniert, das sich durch seinen Namen ebenso wie das Layout als Magazin der Underground- und Szene-Literatur präsentiert hat. (Einen ganzen Stapel davon habe ich heute noch – zu verkaufen oder verschenken!)
Weil mir schon damals die Geduld oder Ausdauer für Romane gefehlt hat, besteht meine literarische Bibliothek dieser Zeit vor allem aus Anthologien und Jahrbüchern, konkret die „Lesebücher“ und den „Tintenfisch“ des Wagenbach Verlags, von letzteren habe ich noch die Ausgaben 6 bis 15.
In den Jahren 1976 bis 1978 habe ich an diversen Autorentreffen teilgenommen, von informellen im Raum Konstanz bis zu einer Autorentagung an einem Wochenende im Februar 1977, für das ich bis nach Seckach in „Badisch Sibirien“ gefahren bin.
Ich hatte damals, in der Zeit des Grundstudiums, schon vor, eine Auswahl der Gedichte zu veröffentlichen, der Titel sollte etwas mit „Kopfsalat“ sein. Ăśber eine Empfehlung aus der Szene der „alternativen Autoren“ bin ich 1976 an den Kleinverlag „Womm-Press“ gekommen, der in Horn-Bad Meinberg (in der Nähe der Externsteine!) seinen Sitz hatte. FĂĽr ihn war die Erstauswahl aber noch nicht ausreichend, ich sollte noch weiter schreiben. In einem Medien-Info der AGAV vom Mai 1977 war es dann als ein Bändchen mit „politischer Lyrik“ fĂĽr Ende 1977 angekĂĽndigt. (Viele Jahre später habe ich erfahren, dass der Verleger dann in der rechtsextremen Publizistik angekommen war – also gut, dass aus dem literarischen Erstling nichts geworden ist.) Â
Als Zäsur zwischen dem Grund- und Hauptstudium war ich im Schuljahr 1978/79 als Sprachassistent (also lange vor Siri und Alexa!) in einer Kleinstadt im Languedoc: Clermont-l’Hérault. Für die Schule war es wenig erfolgreich (kaum pädagogische Vorbereitung – geringe Motivation in den Klassen), aber ich habe die Zeit unter anderem genutzt, um am 3. Mai 1979 als Dichter an einem Abend „Poésie vivante et musique“ teilzunehmen. Eines meiner Gedichte hatte den Titel „Espoir“ (Hoffnung) und war inspiriert von Günter Eichs Aufforderung „Seid Sand, nicht das Öl im Getriebe der Welt!“ Nach meinem Text kam eine Gymnopédie von Satie – und nach diesem Schuljahr habe ich mich mehr auf journalistisches Schreiben verlagert, zunächst bei der alternativen Stadtzeitung „Neue Seeblätter“.
Nachdem ich etwa zehn Jahre lang, seit dem ersten Bodensee-FĂĽhrer 1992, klassische ReisefĂĽhrer und Landeskunden geschrieben habe, sind meine BĂĽcher ab der Jahrtausendwende stilistisch so weiterentwickelt, dass ich bei Buchvorstellungen auch die Texte lesen konnte, die mir am besten gelungen sind, die „vortragsfähig“ waren. Das hat 2002 mit dem Buch mit den Bergnamen-Geschichten: „Die Berge rufen. Alpen Sprachen Mythen“ angefangen, dann das „Bodensee-ABC“ (2007), bei dem die Lesung im Inselhotel mit Liedern von Notker Homburger angereichert war. Bei den weiteren Buchvorstellungen habe ich immer ein bisschen mehr versucht, die Lesungen etwas zu inszenieren, mit wohldosiertem Einsatz von Utensilien und Geschichten vom „making of“.    Â
EndgĂĽltig in den Kreis der Konstanzer Literaten aufgenommen wurde ich 2019 durch Manfred Bosch mit seinem Handbuch „Konstanz literarisch. Versuch einer Topographie“. Da stehe ich auf Seite 66, weil in der FriedrichstraĂźe 91 der Verlagsort der Reihe konstanzer textheft der edition 91 war, Ende der 70er Jahre mit einem zwei Seiten langen Text von mir. Und unter Silvanerweg steht an meiner Wohnadresse (frĂĽher Sitz des Nie-nie-sagen Verlags), dass ich „zahlreiche BĂĽcher ĂĽber die Region“ geschrieben habe, mit den drei Beispielen Bodensee-ABC, 101 Orte und das Buch ĂĽber die Schweizer Berge. Das sind eher landeskundliche SachbĂĽcher, aber auch bei diesen wurde der Stil ja immer positiv bewertet.  Â
Meine erste Teilnahme an der „Langen Nacht der Bücher“ in Überlingen, einem Lese-Tag (vom Mittag bis zum späten Abend), war mit einer Auswahl meiner „kuriosen Texte“, im November 2022: „Von anonymen Seen, erfundenen Grenzen und Appenzeller Nacktwanderern“. Die zweite war 2023 mit einer Auswahl von Berg-Texten: „Vom Montségur zum Monte Verità “, also von den südfranzösischen Katharern bis zu den Aussteigern des frühen 20. Jahrhunderts. In den Programmen mit überwiegend literarischen Autoren habe ich mich nicht mehr fremd gefühlt.
Also wenn es wieder mal heißt: „Patrick Brauns, Schriftsteller aus Konstanz“ – von mir aus …

Eine Gasse im ältesten Teil der Konstanzer Altstadt.
Das Schild steht etwa 100 Meter von der ZimmerbĂĽhne entfernt, in der ich schon mehrere Lesungen hatte, mit mehr oder weniger literarischen Texten.

Wagenbach Verlag: JahrbĂĽcher und LesebĂĽcher


Die BĂĽcher meiner ersten Buchvorstellungen – und der Autor nach der Buchvorstellung im Inselhotel


Die drei in Konstanz literarisch erwähnten Werke von mir