Sprache und Schreiben

 


Sprache – Wörter – Texte

Sprache ist meine Leidenschaft. Und mit der Neugier – eine Eigenschaft, die Kinder, Journalisten und Wissenschaftler verbindet – finde ich immer wieder neue „Wunder“ in der Sprachwelt. Die Fragen, die auch Kinder (sich) schon stellen, beschäftigen mich auch heute – nur mit einem anderen Hintergrund: Warum heißt das so? Warum reden die Leute so? Was will der damit sagen?

Selbst kein Dialekt-Sprecher (außer in Kindheitsjahren mal Münchnerisch), war ich immer wieder neugierig auf andere Sprachen und habe die eine oder andere gelernt (zumindest die Grundlagen), auch um zu erfahren, was das Besondere, das Typische an der Sprache ist: Bretonisch, Okzitanisch, Rätoromanisch, Tamaschek (Tuareg-Sprache). Und wenn viele Schweizer sagen, sie verstünden ihre Landsleute am anderen Ende der Deutschschweiz nicht – wenn ich mich ein bisschen hineinhöre, verstehe sogar ich sie.

Mit Linguistik kann man die Studierenden langweilen, aber wenn man die Idee der „fröhlichen Wissenschaft“ darauf anwendet, kann die Beschäftigung mit Sprache nebenbei auch viel Spaß machen.
„Nächste Station Lustmühle, Halt auf Verlangen“ – wer muss bei dieser Ansage in der Appenzeller Bahn nicht ein bisschen grinsen?
Und was trinkt man auf der Wanderung von Weinfelden nach Birwinken? (Die nicht trinkbare Herkunft dieser Ortsnamen kenne ich natĂĽrlich!)
Wo es passt, geht eine Prise davon oft auch in meine Texte ein, etwa wenn die Benutzer des „Kirchen-Stadtplans“ im Vorwort lesen können, dass er sich an „Gläubige, Ungläubige und Leicht-Gläubige“ richtet.

Unwörter, ideologische Leerformeln und anderes Dummdeutsch

3-D-Drucker: diese Geräte können nicht drucken, sie produzieren nur Formen, indem halbfeste Substanzen durch DĂĽsen gedrĂĽckt oder gespritzt werden …
beinhalten: da lese ich immer „Bein-halten“ und denke an einen Hund – deshalb besser: enthalten oder umfassen
Einweihung: gibt es nur, wenn jemand tatsächlich den Segen dazu gibt – sonst ist es einfach eine offizielle Eröffnung
lohnenswert: das wäre (analog zu “lobenswert”) „ist es wert, gelohnt zu werden“, was überhaupt keinen Sinn ergibt – es gibt dafür im Deutschen nur lohnend!
Örtchen: da ergänzen die meisten Leser/Hörer „das stille …“ – ein kleines Dorf ist ein Weiler (oder eben ein kleines Dorf)
Verschwörungstheoretiker: sind Leute, die selbst (abstruse) Theorien entwickeln – wer diese glaubt, ist nicht gescheit genug, um selbst ein Theoretiker zu sein und solche zu erfinden …
versifft : das kommt von der Geschlechtskrankheit Syphilis, die von den Nazis als Kampfbegriff antisemitisch aufgeladen wurde – und auch wenn sich das Wort so verselbständigt hat, vermeide ich es.

(14.11.2021)

Formeln und Floskeln

Weil unter Wörtern meistens lexikalische Einheiten verstanden werden, die im Wörterbuch stehen, umfasst die Kategorie der Unwörter bei mir auch Formeln und Floskeln, die darüber hinausgehen:

historische Altstadt: solange es keine „modernen Altstädte“ gibt, reicht die Altstadt   
Mund-zu-Mund-Propaganda: mache ich nur mit meinen besten Freundinnen – normalerweise reicht die Mundpropaganda (oder wie im Französischen „de bouche à l’oreille“, also ‚Mund zu Ohr’)

                  

oder auch politische bzw. ideologische Formeln, z.B.:
friedliche Nutzung der Kernenergie
soziale Marktwirtschaft (wenn heute von der „INSM“ davon gesprochen wird)
antimuslimischer Rassismus (als ob der Islam ethnisch definiert wäre) oder auch der ähnlich „konstruierte“ israelbezogene Antisemitismus
Aber das wäre mal ein Thema für sich.


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