Die Korrektur des orthographischen Mittelpunkts

„Die schönsten Alpenwege“, Steiger Verlag, 1998

Bei größeren Autoren- und Lektoratsarbeiten ist oft der Aufwand größer als erwartet – und die Zeit knapper, der Termindruck größer.  

Dabei beruhigt mich die Erinnerung an den „Last minute-Auftrag“ vor über 20 Jahren, als ein Verlag des Weltbild-Konzerns innerhalb von zwei Monaten die Texte für ein Buch mit 36 Mehrtageswanderungen in den Alpen haben wollte, die jeweils auch noch ein Thema haben sollten. Der Auftrag kam Mitte November, es ging also auch noch über die Weihnachtszeit. Und in der Zeit waren eMail und Internet zwar schon erfunden, aber noch kaum verbreitet! Also musste ich alle Anfragen per Telefon und Fax machen, was fast so schnell ging. Immerhin hatte ich damals schon ein gut bestücktes Alpen-Archiv, und ich war kreativ bei der Zuordnung von Themen zu Wanderregionen, etwa mit der Höhenwanderung „Mit Musik durch das Zillertal“. Wie üblich war die meiste Arbeit im letzten Drittel der Zeit zu tun, sodass ich in der Woche vor Weihnachten und nach Weihnachten jeweils eine 70-Stunden-Woche hatte. In der zweiten Januarwoche war das Manuskript fertig und auf dem Postweg beim Verlag, jetzt hatte der Verlag den Stress.  
Die schönsten Fehler sind ja immer die sinnverändernden, in dem Fall wurde im Lektorat aus dem „orographischen Mittelpunkt der Alpen“ (Wasserscheidepunkt am Pass Lunghin) der „orthographische Mittelpunkt“.

Finanziell hat sich dieser Kraftakt gelohnt: 9000 DM war damals ein gutes Honorar!

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