Unwörter und Dummdeutsch

Das Unwort „lohnenswert“ auf der Website einer Ostschweizer Tourismusorganisation hat mich an eine schon ältere Idee erinnert: eine Liste der Wörter und Floskeln, die ich bei Korrekturen und Lektoraten fast immer eliminiere.
Mit den Jahren entwickelt man ja eine Abneigung gegen Ausdrücke, die stilistisch schlecht oder einfach „dummdeutsch“ sind. Fast bei jeder Arbeit im Bereich Lektorat/Korrektur wird meine Liste der persönlichen Unwörter wieder etwas länger. Sie überschneidet sich teilweise mit der inzwischen auch schon langen Liste der „Unwörter des Jahres“, die jährlich von der Gesellschaft für deutsche Sprache veröffentlicht werden, hat aber auch ein paar Wörter, die mir ganz persönlich aufstoßen.
So eine persönliche Liste von Unwörtern bleibt in den meisten Fällen virtuell. Ich versuche mal, aus dieser Liste eine reale zu machen und die wichtigsten zusammenzutragen – hier ein paar Beispiele:

beinhalten: da lese ich immer „Bein-halten“ und denke an einen Hund – deshalb besser: enthalten oder umfassen
Einweihung: gibt es nur, wenn jemand tatsächlich den Segen dazu gibt – sonst ist es eine offizielle Eröffnung
lohnenswert: das wäre (analog zu „lobenswert“) „ist es wert, gelohnt zu werden“ – es gibt dafür im Deutschen nur lohnend!
Örtchen: da ergänzen die meisten Leser/Hörer „das stille …“ – ein kleines Dorf ist ein Weiler (oder eben ein kleines Dorf)
Verschwörungstheoretiker: sind Leute, die selbst (abstruse) Theorien entwickeln – wer diese glaubt, ist nicht gescheit genug, um selbst ein Theoretiker zu sein und solche zu erfinden …

Die Liste ist jetzt auch, etwas erweitert, auf der Seite „Sprache & Schreiben“ und wird dort dann weiter ausgebaut.
Eine besondere Fundgrube waren vor einigen Jahren die Restaurantbeschreibungen, die ich zu redigieren hatte – die Stilblüten daraus wären/sind aber ein Thema für sich …

Ein Kommentar:

  1. Thomas Giesinger

    Spontan: Ein paar von Thomas Giesingers Unwörtern:
    Das Häufigste: leider – es leidet selten jemand wirklich
    aufzeigen – zeigen reicht völlig
    Und natürlich jede Menge Anglizismen:
    Text zum Downloaden (Herunterladen tut’s auch).
    Webside, Website, Webpage, Side, Site, Homepage, Webpage, Portal – ja, was denn nun? alles quatsch: Internetseite ist ebenso eindeutig wie klar, selbst meine 84jährige Mutter weiß, was eine Internetseite ist. Und es gibt keine Schreibquäler, tschuldigung: Schreibfehler.
    Weiß jemand was ein Doorstep ist? Ich weiß es nicht. Ein Bundesministerium hatte neulich dazu eigeladen. Aus der Einladung ging nicht mal hervor, was das sein soll.
    Den berühmten Infopoint – ein in Deutschland entstandenes englisches Wort, das es weder im Englischen, noch im Amerikanischen gibt – will ich nicht vergessen. Warum tut es „Auskunft“ nicht mehr?
    Zwei Unwörter von vielen aus dem Fernsehen: Challenge statt Wettbewerb, Style statt Stil.

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