Die beste Zeitung der Schweiz  

Eine Überschrift muss kurz sein, damit sie prägnant ist und die vorgegebene Länge einhält. Das geht oft auf Kosten der inhaltlichen Korrektheit, und so geht es hier nicht um die beste Zeitung des Landes an sich, sondern um die beste Zeitung, die nichts kostet. In einem Land, das den Ruf hat, dass alles seinen Preis hat und dann auch noch teuer ist, kann man ja schauen, wie bestimmte Ausgaben vermieden werden können. Bei den nationalen Printmedien gibt es einerseits die sogenannten Pendlerzeitungen (heute nur noch die 20 minuten) und andererseits die Wochenzeitungen der beiden genossenschaftlich organisierten Supermarktketten, die in der Schweiz als „Großverteiler“ zusammengefasst werden.

Jede Woche hole ich sie in Kreuzlingen: die Coopzeitung von Coop und das MigrosMagazin von der Migros. Früher waren die beiden etwa vergleichbar – inzwischen finde ich das Magazin der Coop journalistisch besser: gute Coverfotos, eine Foto-Doppelseite „Die guten Seiten der Schweiz“ (fällt leider manchmal aus), große Interviews über drei bis vier Seiten – und ich erfahre immer noch viel Neues über die Schweiz. Ein Lesegenuss ist auch immer das Editorial des Chefredaktors Silvan Grütter, während das Migros-Magazin die Rubrik vor einigen Jahren ganz eingespart hat, ist es bei Coop fast immer eine amüsant zu lesende Glosse zur Titelgeschichte oder einem anderen aktuellen Thema.

Mit der ersten Juni-Ausgabe hat sich die Coopzeitung komplett relauncht: neues Layout, gut sichtbare große Seitenzahlen oben auf den Seiten, die „guten Seiten“ ruhiger layoutet, in der großen Rubrik „Essen & Trinken“ die neue Unterrubrik „Chuchichäschtli“ mit kleinen Artikeln und weitere Neuerungen.

Die Coopzeitung benutze ich schon seit vielen Jahren als Informationsquelle über die Schweiz. So habe ich für mein Ende 2017 erschienenes Buch über die „wichtigsten Berge der Schweiz“ die frühere Rubrik „Mein Lieblingsort“ ausgewertet, bei der immerhin ein Drittel der Leser einen Berg vorgestellt haben – leider wurde sie wenige Monate später eingestellt. Im April 2018 hat die Zeitung sogar eine Rezension des Buches veröffentlicht (siehe Bild). Damit hat es zusätzlich zur journalistischen Qualität auch persönliche Gründe, warum die Wochenzeitung der Coop für mich besser ist als die der Migros.

Die Coopzeitung im Internet: www.coopzeitung.ch

Unter den Bildern steht noch ein Absatz zu dem Thema, das im Titel steckt …

Dieser Titel im neuen Layout hat mich besonders angesprochen.

Titelseite alt und neu (Mai / Juni 2023)

zwei der schön auf dem Cover illustrierten Titelgeschichten

Die kleine Rezension meiner „Schweizer Berge“

Und um auf den Titel zurückzukommen:
Als die beste Zeitung der Schweiz galt lange die traditionsreiche rechtsliberale Neue Zürcher Zeitung. Für die Inlandsausgabe kann man das noch so sehen, auch wenn sie seit einigen Jahren mehr rechte als liberale Positionen vertritt. Aber seitdem sie mit einem offensiven Marketing nach Deutschland expandiert und durch ihre Kommentare und Leitartikel eine ziemlich „AfD“-nahe Klientel herangezogen hat, die die NZZ in den „sozialen Medien“ oft als „das neue Westfernsehen“ (in den 70er/80er Jahren die Alternative zum Staatssender der DDR, aber nicht überall zu empfangen) bezeichnet, verspielt sie den früher guten Ruf.

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