Die SBB-Zeitschrift Via hat fast von Anfang an (1993) zu meinen Reise-Lektüren gehört, durch die ich viel über die Schweiz erfahren habe, über ihre Städte, Kantone und Kulturen. Wie fast alle Printmedien ist sie in den Jahren dünner geworden, im doppelten Sinn.
Die frühere Monatszeitschrift wurde wegen der Corona-Pandemie erst auf zweimonatlich umgestellt, dann auf vierteljährlich – und mit der gerade erschienenen Ausgabe ganz eingestellt.
Der Grund sind „dringend notwendige Sparmassnahmen“ der SBB – wie hoch war wohl der Anteil am Budget der SBB? Die „gute Kundenkommunikation“ liegt dem Unternehmen laut dem letzten Editorial auch weiterhin am Herzen, der Fokus wird „verstärkt auf Social Media“ gelegt. Nach der Einstellung der kleinen Städte- und Regionalfahrpläne ist das ein weiterer Verlust der analogen Kommunikation der Schweizer Bahnen. Solche Entscheidungen werden heute nicht von den vielzitierten „alten weißen Männern“ getroffen, sondern eher von „digital Natives“ (m w d), die sich nie mit echten Landkarten in der realen Welt orientiert haben und Romane auch nur auf einem kleinen Bildschirm lesen. Nur die regionalen Bahngesellschaften haben jetzt noch Publikumszeitschriften, die aber vom inhaltlichen Nutzen her nicht mit der Via vergleichbar sind.
Die letzte Ausgabe hat als Titelthema die Stadt Luzern, mit einigen Restauranttipps, die man nicht überall findet. Interessanter ist aber die Info-Doppelseite über Olten, die „Stadt der Geschichten“ und „Literaturstadt“, die den meisten Schweizern nur als Eisenbahn-Knotenpunkt bekannt ist.
Zur jetzt eingestellten Via habe ich auch einen persönlichen Bezug: In der Juli/August-Ausgabe 2018 war ein kleiner, aber gut sichtbarer Hinweis auf mein Buch über die wichtigsten Berge der Schweiz („Das kleine Buch der großen Berge“), das ein halbes Jahr vorher erschienen war.
Die U4 der letzten Ausgabe haben sie gut verkauft an die „Schweizer Familie“, die sich als Ersatz anbietet, aber diese gibt es nur im Abonnement oder am Kiosk, zu den in der Schweiz üblichen Preisen. Auch diese Zeitschrift hat mich schon mal portraitiert – in meiner Eigenschaft als „Grenzgänger“, angeregt durch das Plakat mit den „schönsten Ortsnamen vom Bodensee“, mit dem ich „an die Grenzen der Fantasie“ gegangen sei. Aber das wäre ein Thema für sich.