Weitblick ins Paradies

Neues aus der bunten Welt der Namen

Auf meinen Recherche-Touren in den letzten Wochen habe ich neue Restaurants und kleine Sehenswürdigkeiten entdeckt. Der „Kollateralnutzen“ sind dabei immer auch Entdeckungen im Bereich meiner namenskundlichen Leidenschaft, die bekanntlich von Restaurantnamen über Firmennamen bis zu Orts- und Bergnamen geht. Eine kleine Blütenlese:

Das Restaurant Weitblick im Würth Haus in Rorschach, das mit seiner Aussicht über den Obersee in meiner Geschichte über Bahnhofsrestaurants (aktuell in Arbeit) vorkommt, bekommt gerade einen mundartlichen Namensvetter: In Schönenbaumgarten, südöstlich von Kreuzlingen und so idyllisch wie der Name, wurde vor ein paar Monaten der frühere Sonnenhof abgerissen, der durch den „Röstibauer“ jahrzehntelang eine gastronomische Kuriosität war, weil man da nach einer langen Bergwanderung zu viert mit drei Portionen Rösti und Geschnetzeltes gut satt – und vom Wirt mit einfachen Witzen gut unterhalten wurde. An der Stelle wird gerade ein Mehrfamilienhaus namens „Wiitblick“ mit zehn Wohnungen gebaut, die in Anlehnung an die Form des früheren Bauernhauses alle ihre Balkone nach Norden zum See hin haben, vielleicht war das aber auch so vorgeschrieben. Auch so ein Bauprojekt in eher überschaubarer Größe muss heute einen attraktiven Namen haben – und wenn der „Weitblick“ schon vergeben ist, haben die Schweizer immer noch die Mundart.

Direkt gegenüber von Rorschach, auf der Insel Lindau, gibt es seit einigen Jahren in einer ehemaligen Eilguthalle am Hafenbecken ein Restaurant mit dem orthografisch etwas verkünstelten Namen „Eil.Gut.Halle“. Mit den zwei Punkten haben sie wahrscheinlich die Deppenleerzeichen vermieden. Den größeren Restaurantnamen-Fail gab es ein paar Jahre vorher noch im Gebäude der Spielbank mit dem italienischen Restaurant „Viamala“. Dessen Name bezieht sich auf die berühmte Schlucht am Weg zum San Bernardino, aber an die Interpretation, dass man in einem Spielcasino auch auf einen schlechten Weg kommen kann, haben sie nicht gedacht – und dem damaligen Pächter des Restaurants war dieser Bezug auch ziemlich egal.

Auch in Schaffhausen habe ich vor kurzem geschaut, was als „Bahnhofsrestaurant“ fungieren könnte. Dabei habe ich in einer Seitengasse hinter der Zollkreisdirektion ein Wein-Café „Zum kleinen Käfig“ entdeckt, das auf seiner Website aber nicht verrät, was es mit dem Käfig auf sich hat – da muss ich mal vorbeischauen. Von dort keine fünfzig Meter weiter Richtung Fronwagplatz ist noch etwas „Kleines“: das Doughnut-Studio „Kleiner dicker Junge“ – auch da muss ich mal schauen, ob der Bub zu viele Donuts gegessen hat.

Wer auf Schweizer Seite nach Schaffhausen fährt, kommt kurz vorher beim Paradies vorbei, also beim Gasthaus Paradies im Hauptgebäude des früheren Nonnenklosters Paradies. Da ist für eine Übergangszeit jetzt noch die „Buvette Kater Karla“ eingerichtet, was offensichtlich ein geschlechtliches Crossover darstellt, aber das wäre ein Thema für sich.

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